Säugetiere (Saal 33- 39)


In den Sälen 33 – 39 werden Säugetiere in systematischer Ordnung freistehend, in Vitrinen und Dioramen präsentiert. Etwa 470 Dermoplastiken in sieben Schausälen illustrieren den Artenreichtum der Säugetiere (die gesamte Sammlung umfasst heute zwischen 80.000 und 100.000 Exemplare).
 
Der weitaus größere Teil der Dermoplastiken sowie einige tausend Felle sind in einem Tiefspeicher bei konstanten 10 Grad Celsius gelagert. Diese tiefe Temperatur macht eine chemische Schädlingsbekämpfung überflüssig. Die Sammlung beinhaltet außerdem mehrere tausend Alkoholpräparate.


Neben biologisch bedeutendem Material - wie etwa viele Typusexemplare (Referenzexemplar für den Namen einer Art) - ist auch historisch wertvolles Material in der Sammlung vorhanden, so etwa die von Johann Natterer im 19. Jahrhundert gesammelten Primaten aus Südamerika.



 

:

Die Sammlung

Die Wissenschaft kennt knapp 6.000 Säugetierarten, und regelmäßig werden neue beschrieben. Die Linie zu den Säugetieren hat sich vor ca. 300 Millionen Jahren von jener, die zu den Reptilien und Vögeln (den nächsten lebenden Verwandten der Säuger) führt, getrennt.
 
Die Sammlung des Naturhistorischen Museums umfasst 80.000 – 100.000 Säugetiere aus allen Gruppen, darunter auch historisch wertvolle Exemplare aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert sowie einige in historischer Zeit ausgestorbene Arten (u. a. Beutelwolf, Mondnagelkänguru, Quagga und Blaubock). Überwiegend handelt es sich bei den Beständen um Bälge, Skelettpräparate sowie Felle und Alkoholpräparte. Daneben gibt es aber auch knapp 2.000 Dermoplastiken. Neben biologisch bedeutendem Material (viele Typusexemplare!) ist auch historisch wertvolles Material in der Sammlung vorhanden, so etwa die von Johann Natterer im 19. Jh. gesammelten Primaten aus Südamerika.
:

Highlights

Beutelwolf
Thylacinus cynocephalus. Auch Tasmanischer Tiger. Tasmanien, Australien. 1870.
Von dieser ausgerotteten Art gibt es nur noch Skelette, Felle und anderes Museumsmaterial. Die Dermoplastik im NHM Wien zählt zu den schönsten.
 
Braunkehl-Faultier
Bradypus variegatus. Borba, Rio Madeira, Amazonas, Brasilien. 1830.
Als der Naturforscher Johann Natterer dieses Faultier auf der Österreichischen Brasilienexpedition sammelte und 1830 an das NHM Wien schickte, war es in Europa eine absolute Rarität.
Südlicher See-Elefant
Mirounga leonina. Südatlantik, Falklandinseln. 1901.
Nur wenige Museen besitzen eine Dermoplastik in dieser Größe, noch weniger eine über hundert Jahre alte. Haut, Schädel und Zähne sind original. Das Skelett befindet sich in der Sammlung.

Stellersche Seekuh
Hydrodamalis gigas. Auch Riesenseekuh, früher Borkentier. Nördlicher Pazifik. 1897.
Von den 27 weltweit erhaltenen Skeletten der ausgestorbenen Art ist keines komplett. Auch das fast vollständige Exemplar des NHM Wien ist aus den Knochen mehrerer Individuen zusammengesetzt.

Okapis
Okapia johnstoni. Auch Waldgiraffe. Mbau, Kivu, Zaire, heute Kongo. 1910.
Als diese beiden Okapis 1910 im NHM Wien ausgestellt wurden, galt die Entdeckung der Art in Europa noch immer als Sensation. Bis heute werden Okapis in Museen selten gezeigt.
Java-Nashorn
Rhinoceros sondaicus. Asien. Stopfpräparat. 1801.
Dieses Java-Nashorn ist eines der ältesten ausgestopften Tiere im NHM Wien und zählt zu den ältesten und besterhaltenen historischen Stopfpräparaten der Welt.

Przewalski-Pferd
Equus caballus przewalskii. Auch Mongolisches Wildpferd, Asiatisches Wildpferd. Prag, Tschechien. Um 1940.
Dieses Przewalski-Pferd ist ein reinblütiger Abkömmling einer Population aus dem Altaigebirge und ein direkter Nachkomme jener 54 Tiere, mit denen die Unterart gerettet wurde.
Wisent
Bison bonasus. Auch Europäischer Bison. Bialowieza, Polen. 2005. Kalb: Tiergarten Schönbrunn. 1923.
Anders als die meisten Objekte des NHM Wien wird die Wisentgruppe in einer natürlich anmutenden Umgebung präsentiert. Die erwachsenen Tiere stammen aus dem berühmten Bialowieza-Urwald in Polen.
 
Takin
Budorcas taxicolor. Asien. Dermoplastik. 1908.
Als einziges Museum in Mitteleuropa zeigt das NHM Wien die Dermoplastik eines Takins. Das Präparat wurde 1908 aus London angekauft und galt schon damals als Besonderheit.
Moschus-Paar                                                                                                                       
Moschus moschiferus. Asien. Stopfpräparate. 1912.
Diese beiden Moschustiere wurden 1912 in Sibirien erlegt. Wegen des Duftstoffes der Männchen wird die Art nach wie vor durch Jagd und Wilderei dezimiert und ist stark gefährdet.
Binturong
Arctictis binturong. Auch Marderbär. Tiergarten Schönbrunn. 1904 und 1905.
Diese historischen Präparate der seltenen asiatischen Schleichkatzen bestechen durch Gesichtsausdruck und Körperhaltung, die die beiden Binturongs fast lebendig erscheinen lassen.

Schneeleopard
Panthera uncia. Auch Irbis, Unze. Tiergarten Schönbrunn. 1943.
Schneeleoparden gehören zu den am stärksten bedrohten Großkatzen der Erde. Dank eines Zuchtprogramms sind sie immer öfter in Zoos zu sehen; in Museen werden sie jedoch selten gezeigt.

Großer Panda
Ailuropoda melanoleuca. Auch Pandabär, früher Bambusbär. Sifang, Szechwan, heute Sichuan, China. 1909.
Obwohl sie zweifellos zu den bekanntesten Tierarten zählen, gibt es  nur noch weniger als 2.000 Große Pandas in freier Wildbahn. Auch in musealen Sammlungen sind sie nur selten vertreten.
Madagassisches Fingertier
Daubentonia madagascariensis. Auch Aye-Aye. Madagaskar. Stopfpräparat. 1907.
Fingertiere, vom Aussterben bedrohte Primaten aus der Gruppe der Lemuren, werden nur selten in Naturkundemuseen gezeigt, obwohl sie durch einige Besonderheiten hervorstechen.

Dschelada
Theropithecus gelada. Auch Blutbrustpavian. Äthiopien. 1854.
Dieser Primat kam 1854 über Vermittlung des Naturforschers Theodor von Heuglin ans NHM Wien und wurde für damalige Verhältnisse außergewöhnlich naturgetreu präpariert.
:

Kloakentiere (Monotremata), Beuteltiere (Marsupialia), Fledermäuse (Chiroptera), Insektenfresser (Eulipotyphla), Nagetiere (Rodentia), Hasenartige (Lagomorpha), Nebengelenktiere (Xenarthra) und Schuppentiere (Pholidota)


Der Saal beherbergt die Gruppen der eierlegenden Kloakentiere, Beuteltiere, Spitzmäuse und Verwandte, Fledermäuse, Nagetiere und Hasen sowie die Ameisenbären, Gürtel- und Faultiere und Schuppentiere. In der Wandvitrine zu Saal 32 (Vitrinen 1–4) werden die Kennzeichen der Säugetiere wie Milchdrüsen, Haare und sekundäres Kiefergelenk erklärt. 
 
 Vertreten sind: das Schnabeltier, der Koala, Kängurus, der Beutelwolf, Igel (Vitrine 11-12: Insektenfresser), Fledermäuse, der Gemeine Vampir, Zweifarbfledermäuse (Wandvitrine 6-10), Eichhörnchen, Murmeltiere, Feldhamster, Biber, Wasserschweine, Chinchillas, Stachelschweine (Wandvitrinen 42-49 und 50-57), Hasentiere (Wandvitrinen 13-15), Ameisenbären (Zwergameisenbär, Großer Ameisenbär, Nördlicher Tamandua, Südlicher Tamandua), Faultiere (Vitrinen 16-19 und 20-22) und Schuppentiere (Vitrinen 23-25).
Eine Besonderheit in diesem Saal ist der Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus).
 
:
Die Dermoplastik am NHM Wien zählt zu den schönsten der weltweit sehr seltenen Präparate. Eine weitere Rarität war in Europa das Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus), das 1830 nach einer Brasilienexpedition an das Museum gelangte.

Ein thematischer Schwerpunkt der Ausstellung ist die Fauna Australiens und deren Störung durch eingeführte Arten.
 
Vitrinen 5, 29–30 und 34–41: Die Fauna Australiens
Die isolierten Säugetiere in Australien, einem Kontinent, der seit mehr als 50 Millionen Jahren von den anderen Landmassen getrennt ist, konnten bei Konfrontation mit den aus anderen Teilen eingeführten Plazentatieren oft nicht bestehen. Dies zeigen die teils verheerenden Einflüsse auf die australische Fauna durch eingebürgerte Arten.

Die Zweizehenfaultiere (Choloepus didactylus) im Saal 33 wurden bereits im Jahre 1831 von J. Natterer in Brasilien gesammelt. Weiters sind in diesem Saal der ausnehmend schön präparierte Beutelwolf und drei ausgestorbene Känguru-Arten eine Besonderheit.
: Beutelwolf (Tasmanischer Tiger)
Beutelwolf (Tasmanischer Tiger)


Highlights in Saal 33


Beutelwolf
Thylacinus cynocephalus. Auch Tasmanischer Tiger. Tasmanien, Australien. 1870.
Von dieser ausgerotteten Art gibt es nur noch Skelette, Felle und anderes Museumsmaterial. Die Dermoplastik im NHM Wien zählt zu den schönsten.
 
Braunkehl-Faultier
Bradypus variegatus. Borba, Rio Madeira, Amazonas, Brasilien. 1830.
Als der Naturforscher Johann Natterer dieses Faultier auf der Österreichischen Brasilienexpedition sammelte und 1830 an das NHM Wien schickte, war es in Europa eine absolute Rarität.
:

Großsäugersaal: Wale, Elefanten, Giraffen, Flusspferde, Seekühe, Südlicher See-Elefant


Der Afrikanische Steppenelefant (Loxodonta africana) ist das größte Landsäugetier der Erde. Die Bullen erreichen eine durchschnittliche Schulterhöhe von 3,20 m und ein durchschnittliches Körpergewicht von 5 t.
 
Der „Indische“ oder „Asiatische“ Elefant (Elephas maximus) gilt im Unterschied zum Afrikanischen Steppenelefanten als leicht zähmbar und wird als Reit- und Arbeitstier eingesetzt.
 
Der große Südliche See-Elefant (Mirounga leonina), der im Saal ausgestellt ist, stammt von den Falklandinseln. See-Elefanten sind die größten Robben der Welt und haben ihren Namen nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch wegen der rüsselartigen Nase der Bullen erhalten.
 
:
Die Giraffe (Giraffa camelopardalis) ist ein Savannentier. Sie ist das höchste landlebende Tier der Welt. Mit den Lippen ihres in bis zu über 5 m Höhe sitzenden Mauls kann sie Blätter und Knospen von Bäumen pflücken. Trotz ihres langen Halses besitzt die Giraffe auch nur 7 Halswirbel wie andere Säugetiere.

An der Wand zu Saal 35 sind die erst 1901 entdeckten Okapis ausgestellt. Okapis (Okapia johnstoni), oder Waldgiraffen, sind Verwandte der steppenbewohnenden Giraffen. Als Waldform ist das Okapi weitaus kleiner als die langhalsige Steppengiraffe. Anders als bei Steppengiraffen sind bei Okapis die Weibchen das größere und schwerere Geschlecht.
 
 
Die gegenüberliegende Front des Großsäugersaales gehört den Walen (Cetacea), zu denen auch die Delphine (Delphinidae) zählen. Neuere Studien haben dargelegt, dass Wale sekundär ans Wasser angepasste Paarhufer sind und dass ihre nächsten lebenden Verwandten die Flusspferde sind!
Ausgestellt sind u. a. das Skelett des Finnwals (Bartenwale), der Schädel eines Pottwals (Zahnwale) und zwei Narwalschädel. Die beiden Narwalschädel zeigen die stark verlängerten oberen Eckzähne, die früher für das Horn von Einhörnern gehalten wurden. Eines der beiden Exemplare ist eine Rarität mit zwei solchen Stoßzähnen anstelle des üblichen einen.
:

Besonders wertvoll ist das Skelett der Stellerschen Seekuh (Hydrodamalis gigas). Die Art ist bzw. war mit den heute noch lebenden Manatis und Dugongs, die ebenfalls im gleichen Saal zu sehen sind, verwandt.




Highlights in Saal 34

Südlicher See-Elefant

Mirounga leonina. Südatlantik, Falklandinseln. 1901.
Nur wenige Museen besitzen eine Dermoplastik in dieser Größe, noch weniger eine über hundert Jahre alte. Haut, Schädel und Zähne sind original. Das Skelett befindet sich in der Sammlung.

Stellersche Seekuh
Hydrodamalis gigas. Auch Riesenseekuh, früher Borkentier. Nördlicher Pazifik. 1897.
Von den 27 weltweit erhaltenen Skeletten der ausgestorbenen Art ist keines komplett. Auch das fast vollständige Exemplar des NHM Wien ist aus den Knochen mehrerer Individuen zusammengesetzt.

Okapis
Okapia johnstoni. Auch Waldgiraffe. Mbau, Kivu, Zaire, heute Kongo. 1910.
Als diese beiden Okapis 1910 im NHM Wien ausgestellt wurden, galt die Entdeckung der Art in Europa noch immer als Sensation. Bis heute werden Okapis in Museen selten gezeigt.

Huftiere

Huftiere unterteilen sich in Unpaarhufer (Perissodactyla – Pferde, Tapire, Nashörner) und Paarhufer (Cetartiodactyla – Rinderartige, Schweine, Kamele, Flusspferde und Wale, Hirsche und einige andere Gruppen).
 
Vitrine 4 zeigt das Przewalskipferd (Equus caballus przewalskii), eine Ur- bzw. Wildform der heute nahezu weltweit verbreiteten Hauspferde. Im Vergleich zum Hauspferd  hat das Przewalskipferd einen gedrungeneren Körper, einen relativ kurzen Hals und einen großen Kopf.
 
In Vitrine 8 sind Wildschweine (Sus scrofa) zu sehen – die Stammform des Hausschweins. Wildscheine sind Allesfresser und sehr anpassungsfähig; in Mitteleuropa sind sie vor allem durch den verstärkten Anbau von Mais am Vormarsch und wandern verstärkt in besiedelte Bereich ein. Wildschweine sind Waldbewohner.
Vitrine 2 beherbergt vier der insgesamt fünf lebenden Nashornarten. Hervorzuheben ist besonders das Präparat des Javanashorns (Rhinoceros sondaicus). Dieses vierzehn Monat alte männliche Javanashorn war ursprünglich für den Tiergarten Schönbrunn vorgesehen, starb jedoch 1801 auf dem Transport, wurde für das Naturalienkabinett ausgestopft und seither nicht mehr umpräpariert. Es ist eines der besterhaltenen und ältesten Stopfpräparate der Säugetier-Schausammlung.
 
Im Zebradiorama (Vitrine 3) sind das Steppenzebra (Equus quagga), das Bergzebra (Equus zebra) und das Grevy-Zebra (Equus grevyi) ausgestellt, gemeinsam mit einem ausgetrockneten Flussbett in der afrikanischen Savanne. Am weitesten verbreitet ist das Steppenzebra.
 
:
Kamele (Camelidae) sind in Vitrine 7 zu bewundern. Bis zu mehreren Wochen können sie ohne zu trinken auskommen! Die Höcker allerdings sind keine Wasserspeicher. Gelangt ein durstiges Kamel an ein Wasserloch, nimmt es in 10 Minuten über 100 Liter Wasser auf.
 
:
An der Wand zu Saal 34 finden sich Nabelschweine. Diese Bezeichnung rührt daher, dass Pekaris (Tayassuidae) in der Rückenmitte eine Duftdrüse haben. Pekaris leben im Süden der USA sowie in Süd- und Mittelamerika; das Chaco-Pekari (Catagonus wagneri) wurde 1972 wiederentdeckt. Es lebt nur in einem relativ kleinen Gebiet im Gran Chaco, an der Grenze von Paraguay, Argentinien und Bolivien. In europäischen Museen sind Chaco-Pekaris eine echte Rarität.
 
Einige Rinderarten (Bovini) werden schließlich in Vitrine 6 ausgestellt. Neben dem afrikanischen Kaffernbüffel (Syncerus caffer) sind auch Bisons (Bison bison) vertreten. Sie lebten in den Prärien Nordamerikas und waren um 1900 so gut wie ausgerottet. Dank Schutzmaßnahmen leben heute wieder Bison-Herden in einigen Schutzgebieten der USA.


Highlights in Saal 35

Java-Nashorn

Rhinoceros sondaicus. Asien. Stopfpräparat. 1801.
Dieses Java-Nashorn ist eines der ältesten ausgestopften Tiere im NHM Wien und zählt zu den ältesten und besterhaltenen historischen Stopfpräparaten der Welt.

Przewalski-Pferd
Equus caballus przewalskii. Auch Mongolisches Wildpferd, Asiatisches Wildpferd. Prag, Tschechien. Um 1940.
Dieses Przewalski-Pferd ist ein reinblütiger Abkömmling einer Population aus dem Altaigebirge und ein direkter Nachkomme jener 54 Tiere, mit denen die Unterart gerettet wurde.
:

Ziegen, Schafe, Gazellen, Antilopen u.v.m.

In Wandvitrine 7 befindet sich die Kretaziege (auch: Agrimi, Capra aegagrus cretica). Ihr Fleisch und ihre Hörner waren sehr begehrt, weshalb die Kretaziege stark bejagt und in ihren Beständen zurückgedrängt wurde.

Die Schneeziege (Oreamnos americanus) ist durch ein ganzjährig weißes Fell gekennzeichnet. Sie trägt ein dichtes Unterfell, darüber liegen bis zu 10 cm lange Deckhaare – so erträgt sie auch Temperaturen von unter -45°C.

Die Bestände der Japanischen Seraue (Capricornis crispus) waren Anfang des 20. Jahrhunderts soweit zurückgegangen, dass die Art als bedroht galt. 1955 wurde sie zu einem japanischen „Naturdenkmal“ erklärt und geschützt. Die Bestände haben sich seitdem erholt, heute wird die Gesamtzahl dieser Art auf 100.000 Tiere geschätzt.
 
Nach Gämsen (Rupicapra rupicapra) sind in Vitrine 2 und 4 Wildschafe (Ovis) und Steinböcke (Capra) ausgestellt.
Vitrine 4 zeigt sechs Arten der Wildschafe mit beeindruckenden Hornbildungen. Darunter auch den Mufflon, möglicherweise die Stammform der Hausschafe. Vitrine 2 präsentiert nahezu alle Arten von Steinböcken, darunter den bekannte Alpensteinbock.
 
:


Die größte Vitrine des Saales (Vitrine 3) ist den Gazellen und Antilopen Afrikas gewidmet. Neben zahlreichen anderen Arten stechen besonders gelungene Präparate, etwa die Riesenelenantilope, ein großer Kudu und ein Gerenuk, hervor.
 
:
An der Fensterwand ist der Takin (Budorcas taxicolor) angesiedelt. Mit Schafen und Ziegen verwandt, erinnert sein Körperbau auch an Merkmale von Rindern und Gämsen, woraus sich sein früher verwendeter Alternativname Rindergämse erklärt.
 
Europas größte Landsäugetiere, die Wisente (Bison bonasus), zeigen die Vitrinen 5 und 6. Diese beherbergen auch das größte Landschaftsdiorama des Naturhistorischen Museums Wien. Die Rettung des Wisents, der nach dem 1. Weltkrieg fast ausgerottet war, gelang in letzter Minute durch den polnischen Naturschutz und ein Gefangenschaftszuchtprogramm.





Highlights in Saal 36

Wisent

Bison bonasus. Auch Europäischer Bison. Bialowieza, Polen. 2005. Kalb: Tiergarten Schönbrunn. 1923.
Anders als die meisten Objekte des NHM Wien wird die Wisentgruppe in einer natürlich anmutenden Umgebung präsentiert. Die erwachsenen Tiere stammen aus dem berühmten Bialowieza-Urwald in Polen.
 
Takin
Budorcas taxicolor. Asien. Dermoplastik. 1908.
Als einziges Museum in Mitteleuropa zeigt das NHM Wien die Dermoplastik eines Takins. Das Präparat wurde 1908 aus London angekauft und galt schon damals als Besonderheit.
:

Paarhufer

Vitrine 1 und 2 zeigen Ducker (Cephalophinae) – scheue, kleine Antilopen. Die kleinen Hornträger sind in Afrika südlich der Sahara heimisch. Ihre verborgene Lebensweise bringt mit sich, dass noch immer unbekannte Arten entdeckt werden.
Der Gabelbock (Antilocapra americana) ist in den Grasländern und Halbwüsten Nordamerikas beheimatet. Sein gegabeltes Gehörn sitzt wie bei Rindern auf einem ungeteilten Stirnzapfen.
:
Die Saiga-Antilope (Saiga tatarica) lebt in den asiatischen Steppen. Sie gleicht einem leicht gebauten Schaf mit relativ großem Kopf. Auffälligstes Merkmal ist die Nase, die rüsselartig vergrößert ist.
Die Nilgauantilope (Boselaphus tragocamelus) lebt in den Wäldern Indiens und des südöstlichen Pakistans. Der Name Nilgau (Hindu) bedeutet vermutlich „blaue Kuh“, da die Nilgaubullen von blaugrauer Färbung sind.

In Vitrine 6 finden sich die Hirsche (Cervidae). Das auffällige Geweih wird bei den meisten Hirscharten nur von den Männchen getragen, einzig bei den Rentieren haben auch weibliche Tiere ein Geweih.
Der Rothirsch (Cervus elaphus) ist das größte freilebende Wildtier Mitteleuropas. Er kommt hier fast nur noch in Waldbiotopen vor.
Die nordamerikanische Form des Rothirsches ist der Wapiti, der deutlich größer als die europäischen Hirsche ist.
 
:
Vitrine 5 zeigt Moschustiere (Moschus moschiferus) – bekannt durch den Duftstoff, der sich in dem männlichen Moschusbeutel befindet – die hauptsächlich in Mittel- und Ostasien leben.
Rehe (Capreolus capreolus) sind eine kleine Hirschart, die in Europa und Westasien angesiedelt sind (in Zentral- und Ostasien vom Sibirischen Reh vertreten). 
Rentiere (Rangifer tarandus) leben in den nördlichsten Regionen Asiens. Europas und Nordamerikas. Bei den Rentieren tragen auch die Weibchen ein Geweih!
Hirschferkel und Kantschile (Tragulidae) haben weder Hörner noch ein Geweih, dafür sind die Eckzähne besonders bei den Männchen vergrößert und ragen stoßzahnartig aus dem Maul (zur Verteidigung und für Kämpfe eingesetzt). Das Afrikanische Hirschferkel ist in Zentralafrika heimisch, Kantschile leben in Süd- und Südostasien.

Highlights in Saal 37

Moschus-Paar

Moschus moschiferus. Asien. Stopfpräparate. 1912.
Diese beiden Moschustiere wurden 1912 in Sibirien erlegt. Wegen des Duftstoffes der Männchen wird die Art nach wie vor durch Jagd und Wilderei dezimiert und ist stark gefährdet.
:

Raubtiere

In den Vitrinen 1 und 2 sind katzenartige Raubtiere ausgestellt, wie der Eurasische Luchs (auch Nordluchs, Lynx lynx), der nach Bär und Wolf das größte in Europa heimische Landraubtier ist.
Weiters ist die Tüpfelhyäne zu sehen (Crocuta crocuta), die die größte Hyäne Afrikas ist und in der Savanne und im offenen Grasland südlich der Sahara lebt.
 
Vitrine 6 zeigt den Tiger (Panthera tigris), die größte aller Raubkatzen. Heimisch ist er von Indien bis China und Südostasien, im Norden über den Amur hinaus bis nach Sibirien. In erster Linie ist er ein Waldtier und lebt im Unterholz, wofür ihm seine Streifen auch die beste Tarnung geben. Er ist aus über 90% seines früheren Verbreitungsgebietes, das bis ans Kaspische Meer und in die Osttürkei reichte, verschwunden und steht am Rande der Ausrottung durch den Menschen.
:
Der Gepard (Acinonyx jubatus) ist der schnellste Läufer unter den Säugetieren mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 100 km/h. Heute ist er fast nur noch in Afrika südlich der Sahara anzutreffen, in Asien gibt es nur noch kleine Restbestände im Iran.
 
Der Löwe (Panthera leo) ist die zweitgrößte Raubkatze und damit das größte Landraubtier Afrikas. Früher waren Löwen auch in Eurasien (bis in die Antike u. a. am Balkan) verbreitet; ein kleiner Restbestand hat sich lediglich in Indien gehalten.
 
 
Vitrinen 2-5 und 7
 
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist der einzige Fuchsvertreter in Mitteleuropa. Sein Lebensraum sind Wälder, Grasland, Äcker und zunehmend auch besiedelte Gebiete. Außerhalb von Europa gibt es Füchse auch in Asien, Nordafrika und Nordamerika, seit 1850 auch in Australien.
Auch Wölfe (Canis lupus) sind in der Vitrine zu sehen. In Österreich waren Wölfe lange ausgestorben, doch gibt es seit Kurzem wieder ein reproduzierendes Rudel im Land.
 
Der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) ist im südlichen Zentralchina heimisch und bewohnt subtropische Berghänge mit dichter Bewaldung. Pandas sind Bodenbewohner, können allerdings gut klettern und schwimmen.
 
 
Der Europäische Braunbär (Ursus arctos arctos) war vielerorts ausgerottet. In West- und Mitteleuropa gibt es nur noch wenige Exemplare. Er ernährt sich vor allem von Pflanzen, kleinen Tieren und Aas. In den österreichischen Alpen leben derzeit nur noch Einzeltiere.

Der Eisbär (Ursus maritimus) ist neben dem Kodiak-Bären (einer Unterart des Braunbären) das größte an Land lebende Raubtier der Erde. Er lebt ausschließlich in der Arktis, also in der Polarregion um den Nordpol. Sein spezielles Fell isoliert gegen Kälte. Eisbären sind tagaktiv, Einzelgänger und fressen am liebsten Robben.
 
Das Walross (Odobenus rosmarus) ist eine Robbenart, die in den kalten Meeren der Nordhalbkugel lebt. Man unterscheidet das Atlantische und das etwas größere Pazifische Walross.
:
Vitrine 3: Das Hermelin (Mustela erminea) ist eine Raubtierart aus der Gruppe der Marder. Es bewohnt Europa von den Pyrenäen, Alpen und Karpaten nordwärts, Nord- und Zentralasien (einschließlich Japan), Teile Grönlands, Kanada und den Nordrand der USA. In Neuseeland und Australien wurde das Hermelin eingeschleppt.
 
Der Dachs (Meles meles) ist ein scheuer Waldbewohner, der jedoch auch zurückgezogen in urbanen Lebensräumen vorkommt. Er ist in ganz Europa, aber auch in Asien weit verbreitet. Dachse sind Raubtiere und gehören zu den Mardern.



Highlights in Saal 38

Binturong

Arctictis binturong. Auch Marderbär. Tiergarten Schönbrunn. 1904 und 1905.
Diese historischen Präparate der seltenen asiatischen Schleichkatzen bestechen durch Gesichtsausdruck und Körperhaltung, die die beiden Binturongs fast lebendig erscheinen lassen.

Schneeleopard
Panthera uncia. Auch Irbis, Unze. Tiergarten Schönbrunn. 1943.
Schneeleoparden gehören zu den am stärksten bedrohten Großkatzen der Erde. Dank eines Zuchtprogramms sind sie immer öfter in Zoos zu sehen; in Museen werden sie jedoch selten gezeigt.

Großer Panda
Ailuropoda melanoleuca. Auch Pandabär, früher Bambusbär. Sifang, Szechwan, heute Sichuan, China. 1909.
Obwohl sie zweifellos zu den bekanntesten Tierarten zählen, gibt es  nur noch weniger als 2.000 Große Pandas in freier Wildbahn. Auch in musealen Sammlungen sind sie nur selten vertreten.
:

Primatensaal - Lemuren und Affen

In Vitrine 1 sind Krallenäffchen (Callitrichidae) zu sehen. Sie leben in den Regenwäldern Südamerikas und  haben Krallen an allen Fingern und Zehen (nur der Daumen hat einen primatentypischen Nagel). Sie krallen sich in Bäumen fest und ernähren sich von deren Säften.
 
Vitrine 2 zeigt Kapuzineraffen wie den Weißschulterkapuziner (Cebus capucinus). Er kommt von Mittelamerika bis nach Kolumbien vor und hat seinen Namen von seinem Fellmuster, das den Kutten des Ordens der Kapuziner ähneln soll.
 
Koboldmakis (Tarsius), auch Gespenstertiere oder Gespenstaffen genannt, sind in Vitrine 4 ausgestellt.  Sie leben in der südostasiatischen Inselwelt, sind nachtaktiv und haben auffällig große, lichtempfindliche Augen.

Galagos oder Buschbabys sind mit den Lemuren verwandt und auf Afrika beschränkt. Es gibt mehrere Arten, zum Beispiel den Riesengalago (Otolemur crassicaudatus), der vorrangig in Wäldern, manchmal aber auch in Parks lebt. Galagos sind nachtaktiv und sehr ruffreudig (daher die Bezeichnung Buschbabys).
:

Das Fingertier (Daubentonia madagascariensis), oder Aye-aye, wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Westküste Madagaskars entdeckt. Das auffälligste Merkmal ist der verlängerte Mittelfinger, um Nahrung aus Bäumen und Bambusstangen zu angeln.
Auch der Rote Vari (Varecia rubra) lebt auf Madagaskar.
 
:
Vitrine 5 und 6 zeigen Altweltaffen. Mantelaffen (Colobus guereza) haben ein schwarz-weißes Fell und einen rückgebildeten Daumen. Sie leben in den Wäldern von Nigeria bis Äthiopien und in Ostafrika. Rotohrmeerkatzen (Cercopithecus erythrotis) sind in Nigeria und Kamerun beheimatet, der Mantelpavian (Papio hamadryas) lebt im nordöstlichen Afrika und auf der Arabischen Halbinsel. Seine Heimat sind Halbwüsten, Savannen und Felsgebiete. Er ist ein Allesfresser.
 
Der Weißhandgibbon (Hylobates lar, Vitrine 3) ist im südwestlichen China, Myanmar, Thailand und auf der Malaiischen Halbinsel und Sumatra in tropischen Regenwäldern verbreitet. Die vorderen Gliedmaßen sind wesentlich länger als die hinteren, was ihnen die im Tierreich einmalige Form des Schwinghangelns (Brachiation) ermöglicht.
 
Vitrine 7 beherbergt Menschenaffen. Orang-Utan (Pongo pygmaeus) bedeutet auf Malaiisch Waldmensch. Sie kommen nur noch im Norden Sumatras und auf Borneo vor und leben in den Tieflandregenwäldern und Sümpfen des Tieflands.  
Der Östliche Tieflandgorilla (Gorilla gorilla graueri) ist eine von mehreren Gorilla-Unterarten. Schimpansen (Pan troglodytes) und Zwergschimpansen oder Bonobos (Pan paniscus) sind die nächsten Verwandte des Menschen. Sie sind sehr intelligente und soziale Tiere; ihr Erbgut stimmt zu 98 Prozent mit dem des Menschen überein.
 



Highlights in Saal 39

Madagassisches Fingertier

Daubentonia madagascariensis. Auch Aye-Aye. Madagaskar. Stopfpräparat. 1907.
Fingertiere, vom Aussterben bedrohte Primaten aus der Gruppe der Lemuren, werden nur selten in Naturkundemuseen gezeigt, obwohl sie durch einige Besonderheiten hervorstechen.

Dschelada
Theropithecus gelada. Auch Blutbrustpavian. Äthiopien. 1854.
Dieser Primat kam 1854 über Vermittlung des Naturforschers Theodor von Heuglin ans NHM Wien und wurde für damalige Verhältnisse außergewöhnlich naturgetreu präpariert.
  
Online-Tickets