NHM Wien-Zoologin Petra Sumasgutner erhält „For Women in Science“-Stipendium von L’Oréal Österreich

18. Oktober 2018
Die NHM Wien-Zoologin Dr. Petra Sumasgutner, die das Turmfalkenprojekt Wien gemeinsam mit der jüngst verstorbenen Leiterin der Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums Wien, Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf, ins Leben gerufen hat, wird für ein weiteres Forschungsprojekt mit einem Stipendium von L’Oréal Österreich ausgezeichnet.

Die NHM Wien-Zoologin Dr. Petra Sumasgutner, die das Turmfalkenprojekt Wien gemeinsam mit der jüngst verstorbenen Leiterin der Vogelsammlung des Naturhistorischen Museums Wien, Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf, ins Leben gerufen hat, wird für ein weiteres Forschungsprojekt mit einem Stipendium von L’Oréal Österreich ausgezeichnet: Sumasgutner untersucht dabei die genetische Struktur Zentralasiatischer Steinadler, die in der Mongolei durch wachsende Windenergienutzung (von sogenannten Windparks) stark beeinflusst werden können. 

Die global wachsende Bevölkerungsdichte gilt zusammen mit dem Klimawandel als die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit. Beide Trends führen zu einem erhöhten Bedarf an Energie, die jedoch nachhaltig gewonnen werden soll. Auch Formen der nachhaltigen Energienutzung stellen große Herausforderungen an die Vogelpopulation dar: Habitat-Fragmentierung und Habitat-Verlust machen vielen Vögeln zu schaffen. Betroffen sind vor allem Arten, die eine extensive Raumnutzung oder hohe Ansprüche an eine vielseitige Lebensraumausstattung haben. Zerschneidende Elemente wie Stromleitungen führen zu Kollisionen, insbesondere für Zugvögel oder Individuen während der Jugenddispersion.
Insbesondere weiträumige Steppengebiete oder Küsten werden zunehmend für die nachhaltige Energie-Gewinnung verbaut – ein Beispiel hierfür ist die Mongolei, wo großflächig Windfarmen errichtet werden.
 
Für ihre Dissertation hat die 34-Jährige im Jahr 2010 das Turmfalkenprojekt Wien gemeinsam mit Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf ins Leben gerufen und als Kooperation zwischen der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum (Vogelsammlung) Wien durchgeführt. Das Projekt wurde von der Stadt Wien, der österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Hochschuljubiläumsstiftung finanziert, und hat vor allem von der breiten Unterstützung durch die Medien und die Wiener Bevölkerung profitiert.

Der Turmfalke ist im Wiener Stadtgebiet die häufigste Greifvogelart. Seit 2010 werden die vielfältigen Anpassungen dieser Vogelart an das Überleben unter großstädtischen Bedingungen untersucht. Von zentraler Bedeutung ist die Kenntnis über die Lage der Nistplätze. Die positive Resonanz war entscheidend für den Erfolg des Projektes. Nach den ersten medialen Aufrufen, Nistplätze von Turmfalken zu melden, gingen allein telefonisch mehr als 1.000 Hinweise ein. Die rege Teilnahme der Bevölkerung bei der Meldung von besetzten Nestern hat sich über all die Jahre gehalten und erleichtert die Arbeit mit dieser hübschen Falkenart enorm. Es werden Videos, Fotos, und natürlich die Ergebnisse der Forschungsarbeit gepostet, um die Bevölkerung weiterhin einzubinden und an den Ergebnissen teilhaben zu lassen. Die Facebook-Seite des Projektes ist ebenfalls sehr populär.
 
Seit ihrer Dissertation haben die Forschung und Liebe zur Natur Petra Sumasgutner in die Tropen, nach Nordfinnland und Südafrika gebracht, dabei blieben Greifvögel immer das verbindende Element.
Mithilfe von Feldbeobachtungen versuchte Sumasgutner die Verhaltensweisen und biogeografische Muster von Greifvögeln zu verstehen und Forschungsfragen mit Biostatistik und Methoden aus der Genetik, Physiologie und Toxikologie zu testen.
 
Mithilfe des L’ORÉAL Stipendiums möchte Sumasgutner nun auch in Österreich die Lücke zwischen Grundlagenforschung und angewandter Naturschutzbiologie schließen: Ziel ist es, molekulare Methoden mit hochauflösender GPS-Technologie zu kombinieren. „Auch in Österreich steigt der Bedarf an erneuerbaren Energien. Arten wie der östliche Kaiseradler und Seeadler sind von der schnellen Windparkentwicklung betroffen. Ziel ist es, das entwickelte Kollisionsrisiko-Modell auf einer webbasierten Plattform einer breiten Interessensgruppe zugänglich zu machen.“
 

Dr. Petra Sumasgutner mit Steinadler in der Mongolei, Oktober 2018
Foto: Petra Sumasgutner
  
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