Präsentation einer neuen Art von „explodierenden Ameisen“ unter NHM Wien-Beteiligung

20. April 2018
Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Österreich, Thailand und Brunei untersucht die „explodierenden Ameisen“ Südostasiens. Eine kürzlich erschienene Studie unter NHM Wien-Beteiligung präsentiert eine neue Art dieser faszinierenden Insektengruppe sowie erste Informationen über die Biologie der Tiere, die sich zum Schutz ihrer Kolonie aufopfern.

Ein interdisziplinäres Forscherteam aus Österreich, Thailand und Brunei untersucht die „explodierenden Ameisen“ Südostasiens. Eine kürzlich erschienene Studie unter NHM Wien-Beteiligung präsentiert eine neue Art dieser faszinierenden Insektengruppe sowie erste Informationen über die Biologie der Tiere, die sich zum Schutz ihrer Kolonie aufopfern.

Die tropischen Regenwälder Südostasiens beheimaten zahlreiche außergewöhnliche Tier- und Pflanzenarten. Zu diesen gehören die sogenannten „explodierenden Ameisen“, eine Gruppe baumbewohnender Ameisen, die ihren Trivialnamen einer einzigartigen Verteidigungsstrategie verdanken: Bei Bedrohung durch andere Insekten können Minor-Arbeiterinnen ihren Körper aktiv zum Platzen bringen. Dies führt zur Ausschüttung eines klebrigen, giftigen Sekrets aus vergrößerten Drüsen, welches den Feind verjagt oder sogar tötet, zugleich aber auch mit dem Tod der Ameise selbst endet.

Seit 2014 erforscht ein Team aus EntomologInnen, BotanikerInnen, MikrobiologInnen und ChemikerInnen des NHM Wien, der TU Wien, dem IFA Tulln und der Universität Brunei Darussalam die Ökologie und Evolution der bisher wenig beachteten „explodierenden Ameisen“.

Einige der etwa 15 Arten innerhalb der Verwandtschaftsgruppe sind noch unbeschrieben. Um Studien am Mikrobiom (der Bakterien- und Pilzgemeinschaft im Lebensraum der Ameisen) sowie an der chemischen Zusammensetzung des Drüsensekrets und den kastenspezifischen Anpassungen des Körperbaus durchführen zu können, wurde eine Modellart ausgewählt und als neu beschrieben. Sie wird Colobopsis explodens (auch bekannt unter „Yellow Goo“) benannt, da sie jene Vertreterin der Gruppe ist, die besonders schnell explodiert, wenn sie von feindlichen Insekten (oder WissenschafterInnen) bedroht wird. Sie ist die erste neue Art, die im laufenden Projekt des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) beschrieben wird.

Während die kleinen Minor-Arbeiterinnen von C. explodens explodieren können, sind auch andere Kasten spezialisiert: Die Major-Arbeiterinnen („Türschließer“) haben vergrößerte Köpfe, um Nesteingänge im Holz zu verschließen. Während einer Forschungsreise nach Brunei im Jahr 2015 konnten Alexey Kopchinskiy und Alice Laciny vom NHM Wien (Abteilung 2. Zoologie) erstmals einen Hochzeitsflug dieser Art beobachten und dadurch die bis dahin unbekannten Männchen untersuchen. Im Rahmen dieser Exkursion wurden auch die ersten Experimente bezüglich Futtervorlieben und Explosionsverhalten durchgeführt.

Die durchgeführten Beobachtungen an der neuen Art stellen eine wichtige Basis für zukünftige Studien an der gesamten Verwandtschaft dar, die weitere Details über die geheimnisvollen Insekten zeigen sollen.

Die Studie wurde von Irina Druzhinina (TU Wien) eingereicht und vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) finanziert. Erschienen ist sie in der Fachzeitschrift „ZooKeys“.
Explosionsverhalten von Colobopsis explodens in vitro, in der Auseinandersetzung mit einer Weberameise
Credit: Alexey Kopchinskiy. License: CC-BY 4.0
Minor-Arbeiterin von Colobopsis explodens: a) Kopf; b) Körper in Seitenansicht; c) Körper von oben
Credit: Alice Laciny. License: CC-BY 4.0
Lebende Arbeiterinnen von Colobopsis explodens. a) Minor-Arbeiterin in Abwehrhaltung mit erhobenem Hinterleib; b) Major-Arbeiterin mit vergrößertem Kopf
Credit: Heinz Wiesbauer License: CC-BY 4.0
  
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