Vor 175 Jahren wurde der Grundstein gelegt für die im NHM beheimatete - und international bedeutendste - botanische Sammlung iranischer Pflanzen

25. Juli 2018
Zum 175. Jubiläums der Erstbesteigung des höchsten iranischen Berges, Damavand (5.671 m), durch den österreichischen Botaniker Karl Georg Theodor Kotschy (1813 – 1866) fand am 20. und 21. Juli 2018 ein Symposium im Niavaran Cultural and Historic Complex in Teheran statt, bei dem man auch 160 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Iran, 60 Jahre Österreichisches Kulturforum in Teheran sowie 25 Jahre interreligiösen Dialog beging.
In dem Eingange der romantisch-wilden Bergschlucht am Südabhange des Elburs-Gebriges, zwei Meilen nördlich von der Stadt Teheran, bezog ich mein Quartier bei einem Müller am Dorfe am 4. Mai 1843“, ist der erste Satz im Tagebuch des Botanikers Karl Georg Kotschy, der 1843 den iranischen Vulkan Damavand als erster Europäer bestieg.
 
Sieben Jahre (1835-1843) verbrachte der studierte Theologe im Iran. In dieser Zeit sammelte Kotschy zahlreiche Herbar-Belege, sortierte und verpackte das Material und sendete die Pakete nach Europa. In der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, in der Kotschy nach seiner Rückkehr als Assistent arbeitete, gibt es mehr als 10.000 Belege, die auf ihn zurück gehen - viele davon Typusbelege, deren Erstbeschreibungen eine neu entdeckte Pflanzenart benennen.
 
Kotschy legte damit den Grundstein für die international bedeutendste botanische Sammlung iranischer Pflanzen, die heute mit 60.000 Objekten im Naturhistorischen Museum Wien beherbergt ist, darunter wertvolle historische Pflanzensammlungen. Seit den 1950er Jahren wurden die Sammlungen kontinuierlich und beträchtlich erweitert. Der Botaniker Karl Heinz Rechinger, Erster Direktor des Naturhistorischen Museums von 1971 bis 1962, begründete als Herausgeber und Mitautor die Flora Iranica, das Bestimmungsbuch für die Pflanzen des Iran, das erst jüngst mit 181 Bänden fertiggestellt wurde und 10.615 Pflanzenarten aus dem iranischen Hochland beschreibt.
 
In seiner Rede anlässlich des 2-tägigen Symposiums, das am 20. und 21. Juli 2018 in Teheran unter dem Titel „Damavand Anniversary Project 2018“ abgehalten wurde, beleuchtete Dr. Ernst Vitek, ehemaliger Leiter der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, die wissenschaftliche Zusammenarbeit Österreichs mit dem Iran sowie die Bedeutung Karl Georg Theodor Kotschys: „Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten tragen Kotschys Namen, darunter die auf der Insel Karak im Persischen Golf vorkommende Viereckskrabbe, auf lateinisch Epixanthus kotschyi, und der ägäische Nacktfingergecko, Mediodactylus kotschyi. Weiters ist die Pflanzengattung Kotschya nach ihm benannt,“ so Vitek.
 
 „Dreißig, mir meist unbekannte Spezies, sammelte ich jetzt blühend in kurzer Zeit,“ berichtet der Wissenschafter vor 175 Jahren in seinem Reise-Journal. Der Gipfel-Aufstieg erfolgte für ihn nicht ohne Mühen und Schwierigkeiten: Die dünne Luft am über 5.600 Meter hohen Berg setzte ihm zu sowie die aus dem Vulkan strömenden Schwefeldämpfe. Die Begegnung mit einem Tiger, der sich dem Nachtlager der Reisegruppe näherte, als Kotschy gerade dabei war eine botanische Skizze zu fertigen, schildert er so: „Das Thier setzte sich stutzend auf seine Hinterbeine nieder, sah uns unverwandt fünf Minuten lang starr an, murrte, wedelte mit dem Schweif und verschwand wieder.“
 
Für 31. Juli 2018 ist in Gedenken an Theodor Kotschy eine Besteigung des Damavand durch die prominenten österreichischen Bergsteiger Gerlinde Kaltenbrunner, Andy Holzer und Peter Habeler, sowie prominenter Montanisten aus dem Iran, geplant.
Ernst Vitek vor dem Damavand im Iran.
Prof. Ernst Vitek (der ehemalige Leiter der Botanischen Sammlung des NHM Wien)  im Interview mit dem National Geographic Farsi vor dem Damavand im Iran.
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