Archelon ischyros (Station 14, Saal 10)

In den 1970er Jahren in South Dakota, USA, entdeckt und geborgen, kam Archelon ischyros in großen Steinblöcken eingeschlossen 1976 ans NHM. Was vor dem Ankauf noch niemand wusste: es sollte das weltweit größte und vollständigste Skelett dieser Schildkrötengattung werden. Die Überraschung nach der Freilegung war dementsprechend groß.

 

Aufgrund seiner Dimension von mehr als 2 x 4 Metern wurde das Gesteinspaket durch ein Fenster in den Schausaal befördert. Dort entfernten Präparatoren mit Hilfe kleiner Pressluftwerkzeuge nach und nach mehr als 1,5 Tonnen Gestein. Nach zwei Jahren Arbeit kam das Skelett schließlich zum Vorschein und ist seither Ziel von Forschern aus aller Welt. Abgüsse des Wiener Originals sind in vielen bedeutenden Museen ausgestellt.

 

Schildkröten sind eine besonders altertümliche Reptiliengruppe, deren Schädel ein schweres, solides Knochengehäuse aufweisen, an dem man nur Öffnungen für Augen und Nasenlöcher, jedoch keine Schläfenfenster findet. Dieser Schädelbau früher primitiver Reptilien ist bei Archelon sehr gut erkennbar.

 

Schildkröten eroberten nach Land und Süßwasser in der Kreidezeit (vor 145 bis 66 Millionen Jahren) auch das Salzwasser. Archelon, eine ausgestorbene Gattung der Meeresschildkröten, lebte in einem tropisch warmen Flachmeer, das vor 74 Millionen Jahren in der Oberkreide Nordamerika bedeckte. Ihre beeindruckende Größe – bis zu 4,5 m Länge und 4 m Breite bei ausgebreiteten Vorderpaddeln – bot Schutz vor zahlreichen räuberischen Meeresbewohnern. Ihre enorme Größe erlaubte es Archelon die Rückenpanzerung deutlich zu reduzieren. Eine dicke lederartige Haut, ähnlich unseren heutigen Lederschildkröten, war ausreichend und bot durch ihr leichtes Gewicht Vorteile bei der Fortbewegung im Wasser. Als Allesfresser ernährte sie sich von Quallen und Pflanzen.

 

Die Ausmaße dieser Riesenschildkröte lassen sich vielleicht am besten anhand der Dimension des Schädels sowie des Schnabels erfassen. Interessant sind die Rippen, die auf Höhe des Unterkiefers nach vorne geschoben sind. Unter den Rippenbögen sind stellenweise noch Reste des Kalksteins erhalten, in dem Archelon einst eingebettet war. Auch Spuren der kleinen Preßluftwerkzeuge sind dort zu finden. Die vorderen Extremitäten sind zu langen Paddeln umgestaltet und nach hinten unter den Körper geklappt.

 

Nächstes Objekt: von Archelon geht es an der rechten Wand des Saales (Fensterseite) entlang bis zum Dinoknochen.

 

 

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