Edelsteine in neuem Glanz

30. Januar 2018
Die neu gestaltete Edelsteinvitrine im NHM Wien ab 31.Jänner 2017
Pressegespräch „Edelsteine in neuem Glanz“
anlässlich der Präsentation der neu gestalteten Vitrine in Saal IV
 
Pressegespräch am Dienstag, 30. Jänner 2018, um 10.30 Uhr mit:
 
Univ.-Prof. Dr. Christian Köberl, Generaldirektor des NHM Wien | Begrüßung
Ph. D. Dvorka Radovčić, Department of Geology and Paleontology, Croatian National History Museum I
When and why did humans start to adorn themselves?
HR Dr. Vera Hammer, Leiterin der Mineraliensammlung des NHM Wien, Leiterin des Staatlichen Edelsteininstitutes | Zur Neugestaltung der Schausammlung
 
Die weltweit bekannte Edel- und Schmucksteinsammlung im historisch einmaligen Ambiente des Saals IV wurde im vergangenen Jahr renoviert, umgestaltet und auf den neuesten technischen Stand gebracht. Rund 2.000 Objekte sind ab 31. Jänner 2018 wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich, auch Objekte zu verschiedenen Spezialthemen werden gezeigt. Im Zuge dieser Arbeiten konnte eine Komplettinventur durchgeführt und alle Objekte in eine digitale Datenbank aufgenommen werden.
 
Die Edelsteinsammlung im NHM Wien gehört zu den historisch bedeutendsten in Europa. Manche Objekte waren bereits vor Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden, wie etwa ein großer Anhänger mit Citrin aus der Wiener Schatzkammer oder Mirabilien der Ambraser Kunst- und Wunderkammer von Ferdinand II. von Tirol (1529-1595) aus dem 16. Jahrhundert.
 
Durch die Neugestaltung ist es möglich geworden, einige Spezialthemen anzusprechen: So geht man der Frage nach, wann der Mensch begonnen hat, sich zu schmücken. Erstmals in einem Museum ausgestellt werden die ca. 130.000 Jahre alten Funde aus Krapina in Kroatien: Seeadlerklauen mit Bearbeitungsspuren belegen, dass offenbar schon die Neandertaler über die typisch menschliche Fähigkeit zu symbolischem Denken verfügten, die bisher nur dem Homo sapiens sapiens zugeschrieben wurde. Zu den frühesten Schmuckmaterialien zählten durchbohrte Tierzähne, -klauen und -knochen, Schnecken- und Muschelschalen, Bernstein und Gagat.
 
Neben den historischen Funden erwarten folgende Highlights die Besucherinnen und Besucher: Der frisch restaurierte Edelsteinstrauß, der seit Dezember 2017 wieder in Saal 4 zu bewundern ist – eine Weltrarität, es gibt kein vergleichbares Objekt. Die historischen Überreste eines Experiments, das Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen durchführte, in dem er mehrere kleine zu einem großen Diamanten zusammenschmelzen wollte. Eine Glasreplik des berühmten „Florentiner“ Diamanten, der seit 1918 verschollen ist. Kunstvoll hergestellte Edelsteinsynthesen und drei große Tropfenschliffe gefertigt vom berühmten Goldschmied Peter Carl Fabergé.
Schmucksteine aus Ambras
Quarz, Achat, Opal, Peridot und Lapis Lazuli aus der Ambraser Sammlung, 16. Jh.
 
Im 16. Jahrhundert gründete Ferdinand II. von Tirol (1529-1595) die Ambraser Kunst- und Wunderkammer. Im 19. Jahrhundert kamen Teile seiner Sammlung ins Naturhistorische Museum Wien.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Geheimnisvoller Schimmer
Mondstein aus dem Zillertal, Tirol, Österreich mit 57 ct, 30 ct, 28 ct, 8 ct
Mondstein besteht aus zwei unterschiedlichen Feldspäten, die in feinsten parallelen Spindeln gewachsen sind und das Licht diffus streuen. Dies führt zu einem milchigen Schimmer, den man als Adulareszenz bezeichnet.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Citrin aus der Wiener Schatzkammer
Einige wertvolle Objekte aus der Kaiserlichen Schatzkammer gelangten vor 1806 in das damalige Naturalienkabinett, das den Grundstock für die Sammlungen des Naturhistorischen Museums Wien bildete.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Heliodor aus der Ukraine
Ein Rohkristall und ein facettierter Stein mit 75 ct.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ein Kaiserliches Experiment
Angekohlte Diamanten, Originalsteine des Versuchs.
 
1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen die Naturaliensammlung des florentinischen Gelehrten Jean de Baillou, die unter anderem 35 Laden mit Edelsteinen enthielt. Einige Diamanten verwendete der Kaiser für ein Experiment. Mit Hilfe eines Brennspiegels wollte er einige kleine Diamanten zu einem großen zusammenschmelzen. Das Experiment verlief aber anders als erwartet: Anstelle eines großen Diamanten erhielt er nur angekohlte Reste – und hatte damit den Nachweis der Brennbarkeit von Diamant erbracht.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ein Kaiserliches Experiment
Angekohlte Diamanten, Originalsteine des Versuchs.
 
1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen die Naturaliensammlung des florentinischen Gelehrten Jean de Baillou, die unter anderem 35 Laden mit Edelsteinen enthielt. Einige Diamanten verwendete der Kaiser für ein Experiment. Mit Hilfe eines Brennspiegels wollte er einige kleine Diamanten zu einem großen zusammenschmelzen. Das Experiment verlief aber anders als erwartet: Anstelle eines großen Diamanten erhielt er nur angekohlte Reste – und hatte damit den Nachweis der Brennbarkeit von Diamant erbracht.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Der „Florentiner“
Nachbildung aus Glas
Dieser berühmte historische Diamant mit einem Gewicht von 137,27 Karat war bis 1477 im Besitz von Karl dem Kühnen und gelangte später durch Erbe in den persönlichen Besitz der Habsburger. Seit 1918 gilt er als verschollen.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Turmalin mit Zonarbau aus Madagaskar
© NHM Wien, Alice Schumacher
Topas aus dem Hause Fabergé
Blauer Topas 1624 ct, Goldtopas 2369 ct aus Murzinka, Ural, Russland
Dieser große Tropfenschliff wurde in der Werkstätte des berühmten Goldschmieds Peter Carl Fabergé gefertigt.  Er ist ganz mit rautenförmigen Facetten überzogen und stammt aus dem Besitz des russischen Zaren Nikolaus II.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Habachtaler Smaragd
Smaragd aus dem Habachtal, Salzburg, Österreich
Rohkristall und facettierte Steine mit 23 ct, 10 ct und 3 ct
Die erste Notiz über Smaragde aus den Alpen stammt aus dem Jahr 1669. Damals hieß der Fundort „Heubachthal im Pinzgau“. Um 1860 ließ der Wiener Juwelier Samuel Goldschmidt drei Stollen in den smaragdführenden Glimmerschiefer treiben und begann mit dem planmäßigen Abbau. Das weltberühmte Bergwerk ist bis heute in Betrieb.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Synthesen aus einer Schmelze
Synthethische Korunde, Erfinder A. Verneuil, Frankreich. Produktion seit Anfang 20. Jh.
 
1902 entwickelte Auguste Verneuil das Flammenschmelzverfahren zur Herstellung von synthetischem Korund: Aluminiumoxid-Pulver wird in einer Knallgasflamme bei 2200°C geschmolzen und beim Abkühlen zur Kristallisation gebracht.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Vermehrung der Sammlung
Axinit, Diopsid, Moldavit aus der Sammlung Loehr.
Die Edelsteinsammlung wurde und wird ständig ergänzt und erweitert. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen wertvolle Privatsammlungen durch Schenkungen ans Museum, z.B. die Ringe-Sammlung des Staatsbeamten Friedrich Hoppe und die Edelsteinsammlung des Großindustriellen Richard v. Drasche-Wartinburg. Im 19. Jahrhundert wurde auch die berühmte Sammlung Jacob F. van der Nülls angekauft. Der größte Zuwachs im 20. Jahrhundert war die Nachlass-Sammlung von August C. v. Loehr.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Morganit aus Brasilien
facettierte Steine mit 218 ct, 175 ct, 57 ct, 36 ct
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ausstellungsansicht
Ausschnitt aus der Systematischen Edelsteinsammlung im NHM Wien (Jade).
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ausstellungsansicht
Saal IV des NHM Wien, die neugestaltete Edelsteinvitrine im Vordergrund
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ausstellungsansicht
Ausschnitt aus der Systematischen Edelsteinsammlung im NHM Wien (Turmaline und Feldspäte).
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ausstellungsansicht
Ausschnitt aus der Systematischen Edelsteinsammlung im NHM Wien (Chrysopras, Opal, Türkis).
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Ausstellungsansicht
Ausschnitt aus der Systematischen Edelsteinsammlung im NHM Wien (Achat, Karneol, Chalcedon).
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
Der älteste Schmuck der Menschheit
Schmuck der Neandertaler, ca. 130.000 Jahre aus Krapina, Kroatien
Funde von Vogelklauen mit Bearbeitungsspuren belegen, dass sich schon die Neandertaler vor ca. 130.000 Jahren schmückten. Sie verfügten daher bereits über die typisch menschliche Fähigkeit zu symbolischem Denken, die bisher nur dem Homo sapiens sapiens zugeschrieben wurde. Zu den frühesten Schmuckmaterialien zählten durchbohrte Tierzähne, -klauen und -knochen, Schnecken- und Muschelschalen, Bernstein und Gagat.
 
© Luka Mjeda, courtesy of the Croatian Natural History Museum
Kaiserbild
Das sogenannte Kaiserbild zeigt Kaiser Franz I. Stephan im Kreise seiner Gelehrten (v.l.n.r.: Gerard van Swieten, Johann Ritter von Baillou, Valentin Duval und Abbe Johann Marcy) inmitten seiner Naturaliensammlung.
1750 kaufte Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen die Naturaliensammlung des florentinischen Gelehrten Jean de Baillou, die unter anderem 35 Laden mit Edelsteinen enthielt. Der Kaiser hält einen Smaragd aus Kolumbien in seiner Hand.
 
© NHM Wien, Alice Schumacher
  
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