Schätze des Archivs

 

Einzelblattdruck: Die erste Giraffe in Wien

Der Wiener Maler, Kupferstecher und Lithograf Eduard Gurk (1801 Wien - 1841 Jerusalem) dokumentierte 1828 die Ankunft der ersten lebenden Giraffe in Mitteleuropa. Später davon angefertigte Lithografien fanden weite Verbreitung. Auffallend ist die abnorme Stellung der Hinterbeine, als deren Ursache zwei verheilte Schenkelhalsbrüche festgestellt wurden. Die Verletzungen dürften auf die Art ihres Transportes von Nubien nach Kairo zurückzuführen sein, bei dem sie auf den Rücken eines Dromedars gebunden worden war.

Der albanische Abenteurer und spätere türkische General Mehmed Ali, der sich 1811 selbst zum Pascha von Ägypten ausgerufen hatte, suchte, nachdem er dem Sultan 1827 den Gehorsam aufgekündigt hatte, in Europa Unterstützung für seine Unabhängigkeitsbestrebungen. Im Gebiet des heutigen Darfur (Kordofan), Sudan, ließ er Giraffen fangen. Je eine Giraffe sandte er 1827 nach London und nach Paris, um sich die europäischen Königshäuser gewogen zu machen. Der österreichische General-Consul in Ägypten hatte ein Giraffenweibchen ausgewählt in der Annahme, es würde die Gefangenschaft besser vertragen. Da das Tier aber bereits vor der Abreise in Alexandria erkrankte, wurde ein Bulle aus Kairo geholt. Die Giraffe musste in Alexandria überwintern. Am 30. März 1828 wurde sie gemeinsam mit zwei Kühen, einem Kalb und dem arabischen Wärter Ali Sciobary auf einer Kauffahrtei-Brigg eingeschifft. Das österreichische Kriegsschiff „Artusa“ eskortierte die Brigg bis Venedig. Hier stieß der österreichische Wärter Josef Aman zu der Gruppe. Der größte Teil der weiteren Reise wurde zu Fuß zurückgelegt. Am 6. August traf der Zug in Laxenburg ein, wo der Kaiser samt Hofstaat die Giraffe besichtigte. Einen Tag später bezog der Giraffenbulle ein eigenes für ihn errichtetes Haus im Tiergarten Schönbrunn. Das exotische Tier ließ in Wien eine wahre „Giraffenmanie“ ausbrechen: Die Wiener naschten kleine Giraffen aus Zuckerwerk sowie Giraffengebäck und Giraffentorten. Stoffe für Kleider waren mit Giraffenmuster versehen. Giraffenmotive zierten Glückwunschkärtchen, Hüte, Tabaksbeutel, Schmuck, Handschuhe, Teller, Tintenbehälter, etc.. Die Dame von Welt hatte Mühe, mit ihrer den Hörnchen des Tieres nachgebildeten Frisur à la girafe eine Kutsche zu besteigen. Selbst der Duft „Esprit à la Giraffe“ wurde angeboten. Kurz nach ihrer Ankunft fand in Penzing ein „GiraffenBall“ statt. Getanzt wurde der eigens dafür komponierte „Giraffengalopp“. Am k.k. privilegierten Theater in der Leopoldstadt gelangte das von Adolf Bäuerle verfasste Stück „Die Giraffe in Wien, oder: Alles à la Giraffe“ zur Aufführung. Trotz fürsorglicher Pflege starb die Giraffe jedoch nach zehn Monaten am 20. Juni 1829.
 


Teilnachlass Friedrich Simony

1898 trat Oskar Simony an den Intendanten des k.k. Naturhistorischen Hofmuseums heran und ersuchte, den wissenschaftlichen Nachlass bestehend aus Manuskripten, Tagebüchern, Bildern - von der Bleistiftzeichnung bis zum Aquarell -, Fotos, verschiedenen Drucken, etc., seines zwei Jahre zuvor verstorbenen Vaters dem Museum zum Geschenk machen zu dürfen. Das Obersthofmeisteramt, bei dem damals vor Annahme von Spenden um Genehmigung angesucht werden musste, stimmte der Übernahme zu. Der als Dachsteinforscher bekannte Friedrich Simony (1813 Hrochowteinitz/Böhmen - 1896 St. Gallen/Steiermark) studierte nach seiner Apothekerlehre ab 1836 Naturwissenschaften an der Universität in Wien. Bereits 1840 begann er mit der geomorphologischen und glaziologischen Erforschung des Dachsteins. 1842 bestieg er den Berg erstmals im Winter und ein Jahr darauf verbrachte er zweimal je eine Nacht auf dem Dachsteingipfel. Mit 77 Jahren bestieg er zum letzten Mal den Berg, an dessen Monografie („Das Dachsteingebiet“ in 3 Bänden) er bis 1895 gearbeitet hatte. 1851 erfolgte seine Berufung zum ersten Universitätsprofessor für Geografie in Österreich an die Universität Wien. Daneben war er in so unterschiedlichen Gebieten wie Gletscherkunde, Klimatologie, Gewässerkunde, Ökologie, Astronomie, Volkskunde, Prähistorie und Pflanzengeografie und vielen anderen tätig. Er beschäftigte sich auch mit Wüsten, die er allerdings nur aus der Literatur kannte. Für einen Geografen ungewöhnlich, dürfte Simony nie die Sehnsucht nach fernen Ländern verspürt haben. Nie sah er das Meer, nicht einmal die gesamte Monarchie lernte er kennen. Erst als fast Siebzigjähriger fuhr er ins Riesengebirge. Für die unzähligen Bilder, die er zum Teil auch aus didaktischen Gründen anfertigte, verwendete er die verschiedensten Techniken: Bleistift- und Tuschzeichnungen, Aquarelle, Radierungen und später Fotografie. Seine Bilder sind mit unglaublicher Genauigkeit bis ins kleinste Detail ausgeführt. Das 2,5m x 1,6m große Aquarell „Gletscherphänomene“ wurde auf zwei Weltausstellungen, in London 1862 und in Wien 1873, prämiert. Seine wissenschaftlichen Beobachtungen stellen bis heute eine wesentliche Grundlage für die Forschung in den österreichischen Alpen dar. Enge Freundschaft verband ihn mit dem Entdecker des Hallstätter Gräberfeldes Johann Georg Ramsauer und mit dem Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter, der ihn in seinem Roman „Nachsommer“ verewigte. Zahlreiche alpine Benennungen zu Ehren Simonys erinnern bis heute an ihn, wie etwa: Simonyscharte, Simonyhöhle, Simonyhütte und „Hotel Simony“ im Dachsteingebiet; Simonyspitzen, Simonykees und Simonyschneide in der Venedigergruppe.


Sammlung Georg Ritter von Frauenfeld 

 
1988 schenkten Wiener Verwandte Diplome und Auszeichnungen, wissenschaftliche Korrespondenzen, Exzerpte, Tierzeichnungen, Aquarelle von Pflanzen und Pilzen sowie 68 Skizzen des Malers Josef Selleny von der Novara-Expedition aus dem Besitz Georg Ritters von Frauenfeld der Abteilung Archiv und Wissenschaftsgeschichte. Elf Jahre später erhielt die Abteilung die Tagebücher Frauenfelds von seiner Berliner Verwandtschaft.
Georg Ritter von Frauenfeld (1807 - 1873 Wien) verdiente sein erstes Geld als Bauhandwerker, dann wechselte er zum Postdienst über und wurde schließlich zum Erzieher und Güterrevidenten bei Freiherrn von Laudon. Nebenbei beschäftigte er sich stets als Autodidakt mit der Tier- und Pflanzenwelt. Großes Augenmerk richtete er auf die populäre Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Gemeinsam mit Ignaz Rudolf Schiner gründete er 1851 den Zoologisch-Botanischen Verein (die heutige Zoologisch-Botanische Gesellschaft) und führte die damit verbundenen Sekretariatsgeschäfte bis zu seinem Tod. 1852 erhielt er im Alter von 45 Jahren am k.k. Zoologischen Hofcabinet eine Anstellung als vierter Kustos mit dem Aufgabengebiet der Betreuung der Molluskensammlung (Weichtiere). Ausschlaggebend für seine Berufung waren seine Verdienste um den Verein und sein hoher Bekanntheitsgrad unter Naturwissenschaftlern gewesen. Er veröffentlichte über 250 Arbeiten aus fast allen Gebieten der Zoologie und anderen Naturwissenschaften. Zahlreiche Reisen im Auftrag des Naturaliencabinets führten ihn u. a. nach Ägypten, nach Ungarn, England, Irland, Skandinavien, in die Schweiz und die Mittelmeergebiete. 1855 heiratete er die erst 19-jährige Tochter Wilhelmine seines Vorgesetzten Vincenz Kollar; diese Ehe scheiterte bereits im ersten Jahr. An der Weltumsegelung der Fregatte „Novara“ 1857 - 59 nahm er als Zoologe teil. Im Verlauf dieser Unternehmung skizzierte und malte er zahlreiche Pflanzen und Tiere. Wegen seiner Verdienste während der Expedition wurde er vom Kaiser in den erblichen Ritterstand erhoben und mit dem Orden der Eisernen Krone ausgezeichnet. Er stand als provisorischer Leiter dem „Novara-Museum“ im Augarten, in dem die enorme Ausbeute der Reise aufbewahrt und ausgestellt wurde, bis zu dessen Schließung 1865 vor. Daneben betreute er nun als erster KustosAdjunkt die Molluskensammlung am Hofcabinet. Wenige Monate vor seinem Tod erhielt er den Titel „Kaiserlicher Rath“.
Am 18.November 1857 lief die Österreichische Fregatte die vulkanische Insel St.Paul an. Humboldt hatte angeregt, dieses Eiland wissenschaftlich genauer zu erforschen. In den nahezu drei Wochen Aufenthalt fertigte Frauenfeld u. a. Bilder von Felsenpinguinen an.


Ein besonderes Schreiben von Alexander von Humboldt

Dem k.k. Naturhistorischen Hofmuseum waren das Schreiben und die Instruktionen zur Weltumsegelung der Fregatte „Novara“ (1857 - 1859) von Alexander von Humboldt 1883 übergeben worden. Vice-Admiral Bernhard Freiherr von Wüllerstorf-Urbair hatte sie testamentarisch dem Museum vermacht.
Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten, wie etwa Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Hoffmann von Fallersleben oder Alexander von Humboldt sind mit Briefen, Schreiben oder Gedichten in der Autographensammlung vertreten.
Der bedeutende deutsche Naturforscher, mit vollem Namen Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (1769 - 1859 Berlin) genannt, verfasste am 7.April 1857 einen Brief an den Kapitän der „Novara“ Wüllerstorf-Urbair, nachdem Erzherzog Ferdinand Max, der Initiator der Weltumsegelung und spätere Kaiser Maximilian von Mexiko, ihn um wissenschaftliche Instruktionen für das Unternehmen ersucht hatte. In seinen „Physikalischen und geognostischen Erinnerungen“, die Humboldt dem Brief anschloss, legte er besonders großen Wert auf  geologische Forschungen; vor allem der Vulkanismus interessierte ihn. Der Greis sollte die Beantwortung seiner wissenschaftlichen Fragestellungen nicht mehr erleben, wenige Monate vor der Rückkehr der Fregatte nach Europa starb er. Mit einer gewissen Vorahnung schloss er seinen Brief mit den Worten: „Da ich längst nicht mehr unter den Lebenden sein werde, wenn die Fregatte Novara nach Triest mit wissenschaftlichen Schätzen, neuen Kenntnissen über die todte und organische Natur, über MenschenRacen, über Sitten und Sprachen zurückkehrt, so flehe ich zu Gott dem Allmächtigen, daß sein Segen dies große und edle Unternehmen zur Ehre des gemeinsamen Deutschen Vaterlandes begleite. Ich denke gerührt und mannigfach angeregt in dieser Nacht (meine schiefen und unleserlichen Zeichen schließend) an die fröhliche Lebensepoche, in der ich vor jetzt 58 Jahren in den schönen Gärten von Schönbrunn mich zu einer großen Reise vorbereitete und des freundschaftlichen Wohlwollens des alten Jacquin´s und Peter Frank´s dankbar genoß


 

Bilder von Joseph Selleny

69 Bilder -  überwiegend Bleistiftskizzen - des Landschaftsmalers Joseph Selleny (1824 Wien Meidling - 1875 Wien Inzersdorf) von der Weltumsegelung der Fregatte „Novara“ 1857 - 1859 befanden sich in der 1988 der Abteilung Archiv und Wissenschaftsgeschichte geschenkten Sammlung Frauenfeld.
Selleny hatte die Kunstakademie als Schüler des Leiters der Klasse für Landschaftsmalerei Thomas Ender, des Landschaftsmalers Franz Steinfeld, des Historienmalers Leopold Kuppelwieser und Anton von Perger, Professor für Anatomie, absolviert. Bis heute gilt Selleny als bester Schüler von Thomas Ender, der die österreichische Brasilienexpedition von 1817 bis 1818 als Landschaftsmaler begleitet hatte. Ein Jahr nach seinem Abschluss an der Akademie begleitete Selleny 1847 Thomas Ender im Auftrag von Erzherzog Johann nach Tirol. In Brixen fertigte er Skizzen für sein Gemälde „Verödeter Friedhof“ an, für das er den Hofpreis erhielt. Mit Hilfe dieses Stipendiums konnte er 1854/55 Italien bereisen. Von Erzherzog Ferdinand Max wurde Josef Selleny nicht zuletzt auf Grund seiner in Italien geschaffenen Werke eingeladen, die Reise der Fregatte „Novara“ bildnerisch zu dokumentieren. Obwohl sich Fotoapparate an Bord befanden, die Wissenschafter im Umgang mit den Kameras geschult worden waren, ist der Aufenthaltsort etwaiger Fotos unbekannt.
1859/60 begleitete Selleny seinen Förderer Ferdinand Max nach Brasilien. Kurzfristig war er  Zeichenlehrer von Kronprinz Rudolf. Neben einer großen Zahl von Gemälden, bei denen die Landschaft zwar für den Maler selbst die Hauptsache, in der Gesamtkomposition aber dem Zeitgeschmack folgend als Staffage mythologischer Szenen untergeordnet war, gehen auf Selleny die malerische Ausschmückung der Kaiservilla in Bad Ischl, der Grundplan für die Gestaltung des Wiener Stadtparks und nach einigen Quellen auch die Planung des Parks in Miramar zumindest teilweise zurück. In den letzten Jahren seines Lebens wich seine Gesundheit endgültig den Folgen einer ständigen Überarbeitung und er verstarb 51-jährig geistig umnachtet in einem Privatsanatorium in Wien-Inzersdorf.


Der Tiermaler Theodor Franz Zimmermann

Der als Landschafts- und Tiermaler, besonders für Pferde- und Jagdszenen bekannte Theodor Franz Zimmermann hatte die Wiener Akademie absolviert. Zwischen 1839 bis 1858 waren seine Bilder häufig in deren Ausstellungen zu sehen. Zimmermann war 1808 in Nassereith in Tirol zur Welt gekommen, er lebte bis zu seinem Tod 1880 in Wien, wo er in seinen Ateliers, die er mehrmals wechselte, arbeitete. Zahlreiche Bilder fertigte er ab 1855 im Auftrag des k.k.Zoologischen Hofcabinets an. Oft dienten ihm als Vorlage nur Bälge. Den richtigen Habitus der Tiere nur nach Bälgen zu malen, war überaus schwierig, zumal die Maler jener Zeit die Tiere so gut wie nie in natura gesehen hatten. So manches Tier wurde von Naturwissenschaftlern aufgrund fehlerhafter Darstellungen als neue Art beschrieben, was später revidiert werden musste. Bei den auf Zimmermanns Bildern dargestellten Tieren war dies jedoch nie der Fall. So malte er etwa die von Ida Pfeiffer (1797  -  1858) von ihrer letzten Reise 1857 nach Madagaskar mitgebrachten Tiere, wie die ca. 29 cm großen, rotbraunen Mausmaki Microcebus rufus. „Natur Größe“ und „Microcebus minor. Nach den von Frau Ida Pfeiffer gesammelten Bälgen“ ist auf dem Blatt vermerkt. (S.55) Ida Pfeiffer war eine der faszinierendsten Frauenpersönlichkeiten des 19.Jahrhunderts, die erst im Alter von 45 Jahren zu reisen begann, nachdem ihre Söhne erwachsen waren, und die dann bis zu ihrem Tode fast ständig unterwegs war, eine Frau, die sich ihre Fahrten und ihren Lebensunterhalt durch Publikationen ihrer Reiseerlebnisse und den Verkauf ihrer – während der Reisen angelegten – zoologischen, botanischen und ethnographischen Sammlung finanzierte. Weder Überfälle noch Krankheiten hinderten die von berühmten Zeitgenossen wie Alexander v. Humboldt und dem Geografen Carl Ritter hochgeschätzte Frau, insgesamt 240.000 km zur See und ca. 32.000 km zu Land zurückzulegen. Sie war auch in Gebieten, die vor ihr kein Europäer gesehen hatte. 
Nach dem Leben zeichnete und malte Zimmermann 1872 ein indisches Panzernashorn, das 1856 vom Londoner Tierhandelsunternehmen Jamerach für die k.k. Menagerie in Schönbrunn angekauft worden war. 
Ebenfalls nach einem lebenden Tier fertigte er eine Farblithographie Canis domesticus sinensis an. Die „chinesischen Haushunde“ stammten aus Hongkong und waren von dem einerseits für die Präparation erlegter und anderseits für den Fang und Transport lebender Tiere für Schönbrunn während der „Novara-Expedition“ zuständigen Johann Zelebor mitgebracht worden. Das braune Exemplar zeichnete Zimmermann nach den Angaben des zum Custos für Säugetiere am Naturaliencabinet avancierten Zelebor.


Splitternachlass Emil Holub

Vor zwanzig Jahren wurden Schriftstücke wie Briefe, Post- und Correspondenzkarten, ein Sammelalbum, Kopien von Korrespondenzen, Fotografien sowie Originalzeichnungen aus dem Nachlass von Emil Holub bzw. dem seiner Gattin Rosa, geb. Hoff (1865 - 1958), vorerst leihweise und später als Geschenk der Abteilung Archiv und Wissenschaftsgeschichte überlassen. Emil Holub (1847 Holice/Böhmen - 1902 Wien) brach 1872 wenige Monate nach seiner Promotion zum Dr. med. zu seiner ersten Reise nach Südafrika auf. Zunächst war er als Arzt im Diamantengebiet von Kimberley tätig, um sich die finanziellen Mittel für Forschungsreisen in den Norden zu verschaffen. Seine ersten drei Expeditionen  (1872  -  1879) führten ihn durch die Randgebiete des Transvaal, das Betschuana- und Matabeleland, zum Quellgebiet des Limpopo, in das Marutse-MambundaReich, an den Sambesi und zu den Viktoriafällen. Seine reiche zoologische und ethnografische Ausbeute brachte er 1879 nach Prag, wo bald darauf ein Teil seiner 30.900 Objekte ausgestellt wurde. Ein Jahr später waren sie in Wien zu sehen. Seine Kollektionen verschenkte Holub an 113 Museen, wissenschaftliche Anstalten und Schulen. Nun plante er, Afrika von Kapstadt bis Kairo zu durchqueren. Dabei sollten die weitgehend unbekannten Gegenden nördlich des Sambesi geografisch erforscht und wissenschaftliche Sammlungen angelegt werden. Ein weiteres Ziel war, die heimische Wirtschaft zu einem vermehrten Engagement in Südafrika zu bewegen. Mit Hilfe zahlreicher Vorträge suchte er für diese Expedition Sponsoren. Gemeinsam mit seiner erst 18 Jahre alten Gattin Rosa und sechs Männern, die zu Präparatoren, Büchsenmachern und Bootsbauern ausgebildet wurden, trat er 1883 die Reise ins Innere Südafrikas an. Die Expedition in das „unbekannte Land der Maschukulumbe“ (Gebiet der Ila am Kafue, Sambia) gestaltete sich überaus schwierig. Ende August 1887 kehrte das Ehepaar Holub mit der bis dahin größten Afrika-Sammlung nach Wien zurück. In den 86 Eisenbahnwaggons befanden sich neben Ethnografika, Mineralien, Gesteinen, Pflanzen, Tieren - von Säugetieren bis zu den kleinsten Insekten -  auch lebende Tiere für Zoos. Mit dem Wunsch, ein Afrikamuseum zu schaffen, scheiterte Holub. Wieder verschenkte er seine Ausbeute an 200 Museen, Institute und Schulen. Neben kleineren Veröffentlichungen zur Ornithologie, Ethnologie, Geografie, Ökonomie und über Fossilien verfasste er Bücher über seine Afrikareisen. Die Publikation „Von Capstadt ins Land der Maschukulumbe“ (Wien, 1890) in 2 Bänden behandelt seine zweite abenteuerliche Expedition. Die Vorlagen für die Holzschnittillustrationen zu seinem Werk schuf er selbst. Die erklärenden Texte zu den Bildern sind in Deutsch und Tschechisch verfasst.


Dingliche Quellen

Im Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich, Jahrgang 2002, wurde die Verordnung betreffend die Museumsordnung für das Naturhistorische Museum veröffentlicht. Unter § 9 werden die Aufgaben der Abteilung Archiv und Wissenschaftsgeschichte beschrieben. Neben der archivischen Bewertung, Bewahrung, Erschließung und wissenschaftlichen Auswertung der schriftlichen und bildlichen Unterlagen aus allen Abteilungen fallen auch „sonstige Unterlagen, die nicht für die aktuelle Arbeit der Abteilungen benötigt werden“. Hiermit ist zu erklären, dass sich in den Depots auch Sammlungen dinglicher Quellen befinden. Von Druckstöcken über alte Schreibmaschinen und Fotoapparate werden auch Gebrauchsgegenstände, die manchmal eher den Eindruck von Kuriositäten erwecken, wie eine tragbare Toilette, Wasserkrüge, Ziegelsteine von der Grundsteinlegung des Hauses neben Kleindioramen und Teilen der Galadienstkleidung der Aufseher um 1900 aufbewahrt.

Von besonderem Wert sind die mikroskopischen Präparate, die Kaiser Ferdinand I. „der Gütige“ (1793 - 1875) selbst herstellte. Der Kaiser erhielt zweimal pro Woche Unterricht in der Pflanzenkunde von dem Professor für Botanik Stefan L. Endlicher (1804 - 1849). Das eigentliche Interesse Ferdinands galt den niederen Pflanzen – Algen, Pilzen, Flechten und Moosen. Diese lernte er auch unter dem Mikroskop zu untersuchen. Es gelang ihm, mit dem als schwierig geltenden Wiener Optiker Oskar Plössel, der eben ein neues Mikroskop entwickelt hatte, ein nahezu freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Tausende mikroskopische Präparate von niederen Pflanzen (S.83), aber auch von Fisch- sowie Schmetterlingsschuppen, Mineralien, etc., fertigte der Kaiser selbst an. Die meisten sind von hervorragender Qualität und waren aus diesem Grund zu didaktischen Zwecken bis vor 20 Jahren noch im Schaubereich des Museums in Verwendung.

 

Vorlagen

In der Abteilung werden neben Schriftstücken zur Baugeschichte und Innenausstattung des Museums auch einschlägige Abbildungen aufbewahrt. Von Postkarten angefangen über Bleistiftskizzen bis hin zu Luftbildaufnahmen des Hauses am Ring ist hier alles zu finden. Darstellungen wie etwa die des Tierkabinetts am Josefsplatz, des Botanischen Hof-Cabinets am Rennweg oder des alten Mineraliencabinets im Augustinergang geben auch Auskunft zur Geschichte der Vorläuferinstitutionen des Naturhistorischen Museums.
Der Landschaftsmaler Eduard Ameseder (1856 Czernowitz - 1938 Wien) war ab 1876 Schüler der Akademie der Bildenden Künste gewesen. Von 1887  bis 1891 bildete er sich in Karlsruhe unter Gustav Schönleber (1851 - 1917) weiter. Nach einem einjährigen Aufenthalt in München war Ameseder ab 1893 wieder in Wien tätig. Zahlreiche Illustrationen in dem Werk „Die österreichisch- ungarische Monarchie in Wort und Bild“ gehen auf ihn zurück. 1887 schuf Ameseder im Auftrag des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums zwei Ölgemälde, die den ersten und vierten Saal des alten Mineraliencabinets im Augustinergang darstellten. Sie wurden im Saal V, dem heutigen Meteoritensaal, präsentiert. Als Vorlage zu seinen Bildern fertigte er zuvor Aquarelle an. Nebenstehende Abbildung zeigt das Gemälde  „Erster Saal des k.k. Mineraliencabinets“ mit der Tropfsteingruppe und großen Salzpyramide, im Hintergrund am Schreibtisch sitzend ist der spätere Direktor der Abteilung, Friedrich Martin Berwerth (1850 - 1918), damals Assistent, und im Vordergrund der Diurist (=Taglöhner) und ehemalige Haushofmeister bei Kaiser Max in Mexiko, Wenzel Wennisch, zu sehen. Die beiden Kinder in der Mitte des Bildes sind zwei jüngere Geschwister des Malers. Neben dem Tropfstein ist Emmy Berwerth, geborene Frankel, die Nichte von Eduard Suess, mit Luise, der jüngsten Tochter des Schiffsbau-Ober-Ingenieurs Karl Kúzmany dargestellt. Nachdem das Gemälde im Schausaal in Verlust geriet, diente das Aquarell dem 1962 in Wien geborenen Maler Fahrid Sabha 1983/84 als Vorlage für die Neuanfertigung im Rahmen einer Auftragsarbeit. Mit diesen Bildern wird über die Sammlungen als zentrale Bedeutungsträger eines Museums hinaus der weitergehende Aspekt einer Einheit zwischen diesen Objekten und dem Ort ihrer Aufbewahrung mit seiner künstlerischen Ausgestaltung sinnfällig vor Augen geführt.


E. Ameseder, erster Saal des k.k. Mineraliencabinet, 1887 (c) Naturhistorisches Museum Wien
E. Ameseder, erster Saal des k.k. Mineraliencabinet, 1887 (c) Naturhistorisches Museum Wien
  
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