Bluetongue-Vektorenüberwachung in Österreich

Die Blauzungenkrankheit (bluetongue disease, BTD) ist seit Herbst 2006 durch Ausbrüche in den Niederlanden, Deutschland und Belgien sowie seit November 2008 in Österreich ein zentrales Thema in Mitteleuropa. Von dieser Infektionskrankheit sind vor allem Schafe, Rinder, aber auch Ziegen und Wildwiederkäuer betroffen. Überträger des Bluetonguevirus (BTV, Familie Orbiviridae), das in verschiedenen Serotypen auftritt, sind Gnitzen (Diptera: Ceratopogonidae) der Gattung Culicoides. Fünfzig Arten sind als Vektoren für Krankheiten bekannt.


Von 2007 bis 2010 gab es zwischen mit dem Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend (BMG), der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und der Dipteren-Sammlung des Internationalen Forschungsinstitutes für Insektenkunde am NHM eine Forschungskooperation zur Vektorenüberwachung in Österreich.


Für die möglichst gleichmäßige Verteilung der Probenstandorte in Österreich wurde ein Erhebungsraster mit 40 km x 40 km Rasterfeldgröße verwendet. Pro Rasterfeld wurde ein Betrieb für die Beprobung ausgewählt. Folgende Kriterien wurden für die Auswahl herangezogen: eine Mindestbestandszahl von 10 Tieren, eine gemäßigte Höhenlage sowie die Kooperationsbereitschaft des Landwirts. Rasterfelder, die ausschließlich den alpinen Bereich abdecken, sowie solche, die nur einen geringen Anteil an österreichischem Bundesgebiet aufweisen, wurden bei der Standortauswahl nicht berücksichtigt.


Die Probenahme erfolgt mit elektrisch betriebenen Schwarzlichtfallen. Diese wurden möglichst nahe bei den Tieren in einem wettergeschützten Bereich eines Außenstalles montiert und jeden Montag von der Abend- bis zur Morgendämmerung in Betrieb genommen. Während des wöchentlichen Fallenbetriebes wurden in den jeweiligen Betrieben vereinfachte Wetterdaten wie Minimum- und Maximumtemperatur sowie subjektive Wettereinschätzungen (Windstärke und Bewölkungsgrad) erhoben.


Im gesamten Projektzeitraum (Juni 2007 bis Juni 2010) wurden ca. 7.500 Proben mit etwa 12,6 Mio. Individuen aus 30 Arten der Gattung Culicoides ausgewertet; 19 davon stellen Erstnachweise für Österreich dar. Zusammen mit den Daten aus der Literatur und der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien ergibt sich eine Gesamtzahl von 32 Culicoides-Spezies in Österreich.


In den Jahren 2008 und 2009 wurden die höchsten Probenmittelwerte in der Steiermark und im Burgenland nachgewiesen, der niedrigste Wert wurde für Vorarlberg ermittelt. Vorwiegend dominieren Arten der Untergattung Avaritia, lediglich in einigen Bezirken Niederösterreichs waren fast ebenso viele Individuen der Untergattung Culicoides in den Vektorenfallen. Im Burgenland (besonders Bezirk Neusiedl am See) war die Abundanz von Arten des Subgenus Monoculicoides auffallend hoch. 

Team

Projektleiter:
Peter Sehnal
Mitarbeiter:
Mag. Franziska Anderle
Mag. Maria Schindler
Dipl.-Ing. Yvonne Schneemann
Günther Wöss
Maria Marschler

Publikationen

  
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