Brunn am Gebirge (Frühneolithikum)

Ansprechperson: DDr. Peter Stadler

 

In Brunn am Gebirge, Flur Wolfholz, hat die Prähistorische Abteilung unter Leitung von  DDr. Peter Stadler von 1989 bis 2005 Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden an sieben Fundstellen Funde und Befunde aus mehreren Epochen erfasst: aus dem Frühneolithikum, dem Jungneolithikum, der Langobardenzeit und der  Awarenzeit.

Am bedeutendsten ist dabei wohl die frühneolithische Siedlung, in der man die Entstehung der linearbandkeramischen Kultur nachverfolgen kann. Diese Kultur der Jungsteinzeit war die erste bäuerliche Kultur mit festen Siedlungen in Mitteleuropa. Sie wurde nach dem Dekor ihrer keramischen Erzeugnisse benannt. Ihr Siedlungsgebiet reichte von Ungarn und der Ukraine im Osten bis nach Westdeutschland am Rhein, von Holland im Norden bis in die Schweiz im Süden. Es waren Emigranten aus dem heutigen Kroatien, Angehörige der Starčevo-Kultur, die sich gegen 5700 v. Chr. in Brunn am Gebirge niederließen und aus denen sich innerhalb von 200 Jahren die frühesten Linearbandkeramiker entwickelten. Wahrscheinlich hat sich diese Kultur von Brunn am Gebirge in der Folge hauptsächlich entlang der Donau Richtung Westen weiter ausgebreitet.

Die Siedlung, die im Zentrum der Untersuchungen der Prähistorischen Abteilung stand, erstreckte sich über eine Länge von 1,24 km und eine Breite von etwa 500 m. Ergraben wurden bislang über 80 Langhäuser, in denen die Menschen in der Zeit von 5700 bis 5100 v. Chr. lebten und wirtschafteten. Vollständig erschlossen ist die Siedlung damit allerdings noch nicht. Es ist davon auszugehen, dass ursprünglich insgesamt etwa 200 Häuser dazugehört haben dürften, deren archäologische Erforschung allerding zugunsten einer Auswertung der bisher gewonnen Informationen zunächst zurückgestellt wurde.

Die Auswertung der Ergebnisse führt die Prähistorische Abteilung in enger Zusammenarbeit mit der Universität Brno (Steingeräte, Dr. Inna Mateiciucová) und mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Kiew (Keramik, DDr. Nadja Kotova) durch.

Die Analyse der Funde aus der Fundstelle 2 von Brunn hat bereits zu einer neuen relativen und absoluten Chronologie des Frühneolithikums in Mitteleuropa geführt.

 

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