Forschungsprojekt: "Kleidungsreste  aus dem neuzeitlichen Friedhof von St. Pölten/Domplatz"

Projektdauer: 2017-2020

Projektleitung: Dr. Ronald Risy
Stadtmuseum St. Pölten
 
Koordination Textilforschung: Dr. Karina Grömer
Fundaufnahme Textil: Angelika Rudelics MA
Expertise neuzeitliche Kleidungsreste: Mag. Helga Rösel-Mautendorfer

 

Archäologischer Hintergrund

Im Jahr 2010 wurden bei bauvorgreifenden Ausgrabungen am Domplatz in St. Pölten zahlreiche Archäologische Befunde entdeckt, die bis in die Römerzeit zurückreichen.
Der heutige Domplatz liegt im bebauten Areal des römischen Municipiums Aelium Cetium, wovon etliche Baureste erhalten blieben. Die Grabungsfläche liegt zudem entlang des ehemaligen barocken Klosters, heute Sitz der Diözese St. Pölten, auf der Fläche wurden zwei mittelalterliche Kirchenbauten  entdeckt, die ehemalige Pfarrkirche und eine Doppelkapelle.

In diesem Rahmen wesentlich ist der Stadtfriedhof, der sich an dieser Stelle befand, von dem bis Grabungsjahr 2018 16.000 Skelette bzw. Teilverbände dokumentiert wurden (die Tausenden, im ebenfalls ausgegrabenen Ossuarium aufbewahrten Einzelknochen sind hierzu nicht mitgezählt). Nach urkundlichen Überlieferungen scheint der Stadtfriedhof ab dem 11. Jahrhundert belegt worden zu sein, der Friedhof wurde letztendlich 1779 aufgelassen. Im 19. Jahrhundert hatte man, um ein einheitliches Domplatzniveau zu schaffen, im ehemaligen Friedhofsbereich Erdabtragungen durchgeführt, sodass die ersten Bestattungen bereits direkt unter Asphaltniveau zutage kamen.  Begleitend zu den Ausgrabungen wurden bereits alle Skelette anthropologisch nach Alter und Geschlecht bestimmt.

Laufende Posts im Internet zu den Ausgrabungen:
YouTube: Archäologie St. Pölten
Facebook: Stadtarchäologie StPölten       


 

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Domplatz St Pölten, Befund mit Knöpfen
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Grabungen am Domplatz St. Pölten

Die Textil- und Kleidungsreste

Im Vergleich zu der enormen Menge an Skeletten wurden eher wenige Organikfunde dokumentiert, sowie einige besondere Fundensembles. Die Organikfunde scheinen alle aus der Neuzeit zu stammen. Da es sich bei den Bestattungen von St. Pölten-Domplatz um Erdgräber handelt, sind keine größeren zusammenhängenden Textilflächen oder grDie Kleidungsreste aus dem neuzeitlichen Friedhof von St. Pölten/Domplatzößere Teile von Kleidungsstücken erhalten.

Aus einigen Gräbern finden sich Totenkronen noch in situ am Kopf (weiblicher) Bestattungen. Sie sind in unterschiedlichen Formen ausgeprägt.

Interessante Spezialbefunde sind jene mit Reihen von Knöpfen, die nach ihrer Lage die ehemaligen Gewänder abbilden. Bereits bei erstmaliger Durchsicht können so verschiedene Hosen, Wamse und andere Oberteile wie Justeaucorps identifiziert werden. Diese Befunde sind ein wichtiger Sekundärhinweis zur Kleidungs- und Schnittkunde an den Gewändern, in denen die Toten von St. Pölten bestattet wurden.
Es kommen dabei verschiedene Arten von Knöpfen vor, die auch durch Machart und Verzierung feinchronologisch von Relevanz sind. Interessant sind hier vor allem auch die Textilknöpfe, die Knöpfe aus Bergkristall und die verzierten aus Metall.
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